07 Aug. About Colja
Colja, Schwarzer Russischer Terrier
„Wir können definitiv keinen Hund gebrauchen“, so der weltbeste Ehemann vor drei Jahren. Und dann kam der entscheidende Nachsatz: „Wenn, dann höchstens einen richtigen, der auch aufpasst.“ Ha!! Da war er, der kleine Finger, den ich sofort ergriff. Also wenn es ein Wachhund ist, dann ist es okay? Mega. Doberman, Rottweiler, Schäferhund und Co. sind einfach nicht so mein Fall. Aber ich hatte vor vielen Jahren mal auf der Straße den perfekten Hund gesehen und mich in die Rasse verliebt: Der Schwarze Russische Terrier. Sieht puschelig aus, doch der Schein trügt. In den 40iger Jahren wurde diese Rasse vom Russischen Militär aus ca. 20 Rassen gekreuzt, um den perfekten, charakterlich stabilen, robusten, unerschrockenen Hund zu erhalten. Das ist ziemlich gut geglückt. Nur die Pflege seines Fells war dann doch für einen Gebrauchshund zu aufwändig.
Als ich meinem Lieblingsmenschen diese Rasse vorschlug, meinte er: „Naja, wenn du sooo einen findest, da könnte ich wohl mitgehen.“
Ha! Drei Stunden später wusste ich, bei welcher deutschen Züchterin Schwarzer Russischer Terrier der einzige fast abgabebereite Wurf zu finden war. Am nächsten Tag hatten wir den ersten Besichtigungstermin (vier Autostunden) und weitere zwei Wochen später lag er in meinen Armen und war bereits größer als ein Cockerspaniel.
Regelmäßiges, vielseitiges Training ist beim Schwarzen Russischen Terrier extrem wichtig, damit der Hund jederzeit kontrollierbar und gut sozialisiert ist. Er ist kein Renner, trotzdem kann er blitzschnell losspringen, wenn ihn etwas sehr interessiert. Das kann bei seinem Gewicht (er wiegt jetzt gut über 50 Kilo) dann schon mal unangenehm werden, wenn das überraschend an der Leine geschieht. Und er hat Wachhund-Gene. Das sollte man nie vergessen! Lässt man ihn einfach unkontrolliert stundenlang auf dem Hof liegen, wird er irgendwann seinen Job machen! Und unser Colja hat vom ersten Tag an getestet, ob nicht vielleicht ER der Chef in unserem Rudel ist. Wir – insbesondere ich – mussten sehr viel lernen! Mit professioneller Hilfe, viel Liebe, Geduld und Konsequenz habe ich meine Führungsqualitäten entwickelt und werde jetzt von meinem Hund als „Reiseleiterin“ nicht mehr angezweifelt.
Bei Hundebegegnungen muss ich ein bisschen wachsam sein. Solange alle gesittet aneinander vorbeigehen und sich alle Hunde und Menschen höflich benehmen, ist unser Colja der entspannteste Hund überhaupt, geht an lockerer Leine bei Fuß und ist ein wahrer Musterschüler. Was unser Colja aber gar nicht mag, ist, von anderen – meist kleinen – Hunden, die in der Leine hängen, angepöbelt zu werden. Dann dreht er sich schon mal um, bellt (was für Außenstehend bisweilen etwas furchteinflößend klingt) und weist den kleinen Pöbler zurecht. Und ich hab meine Mühe, ihn zu halten, denn er wiegt fast soviel wie ich und hat – im Gegensatz zu mir – Vierradantrieb. Inzwischen verwenden wir ein sogenanntes Halti, was sehr hilfreich ist und mir auch in überraschenden Situationen Sicherheit gibt. Aber an dieser „Baustelle“ müssen wir noch weiter arbeiten und tun das auch, damit es irgendwann auch ohne Halti entspannt klappt.
Das Halti, welches aus Stoff gewebt ist, wird wie ein Halfter beim Pferd um die Schnauze gelegt und sorgt dafür, dass man sehr sanft über die vordere Schnauze auf die Blickrichtung des Hundes Einfluss nehmen kann. Da muss man nicht am Halsband ziehen und zerren, sondern der Hund merkt sofort den leisesten Impuls. Allerdings muss man das natürlich sorgfältig einführen und üben. Und das ist die Grundvoraussetzung: Dass man das Halti sehr sensibel und mit fast unmerklichen Impulsen benutzt und nicht etwa daran herumzerrt, was für den Hund sehr unangenehm und im Extremfall auch schädlich sein kann. Für mich und meinen Schwarzen Russischen Terrier ist das Halti der Weg zum entspannten Spaziergang, denn wenn er merkt, dass ich entspannt bin (und nicht befürchten muss, von ihm umgerissen zu werden), dann ist er auch relaxt.
Ansonsten ist es wichtig, dass man ausprobiert, welche Freizeitbeschäftigung dem Hund am besten gefällt. Mein Colja mag zum Beispiel gar nicht gerne ins Wasser gehen und auch stumpfe Apportierspiele findet er blöd. Aber Suchspiele, Mantrailing und auf dem Hundeplatz über Geräte balancieren (langsam), damit kann man ihn schön auslasten. Auch Zoobesuche üben wir regelmäßig mit ihm. In diesem Video hab ich euch mal ein paar Übungssequenzen zusammengeschnitten.
Zerrspiele und alles, was mit Angriff, Kräftemessen etc. zu tun hat, ist für unseren Hund tabu. Der Schwarze Russische Terrier hat einen natürlichen Schutzinstinkt, den man nicht zu trainieren braucht und auch nicht sollte!
Ich habe ein kleines Video gedreht, wo ihr seht, was wir so täglich auf dem Spaziergang üben.
Wir nehmen unseren Colja so oft wie möglich mit, in Hotels in Restaurants (wir fragen immer vorher, ob es okay ist), in die Firma oder eben auch mal zum Erste Hilfe Kurs, wie hier – man kann ja nie wissen. Jetzt mit gut drei Jahren ist er wirklich ein sehr entspannter, zufriedener ruhiger Hund, der niemanden belästigt, niemanden anspringt und auf seinem zugewiesenen Platz liegenbleibt, bis man ihn freigibt. Es hat ein bisschen gedauert und war viel Arbeit, aber jetzt sind wir schon auch ein bisschen stolz auf ihn. Übrigens haben wir uns gegen eine Kastration entschieden, obwohl viele in unserem Hundebsitzer-Umfeld uns dazu geraten hatten. Aber man katapultiert den Hund damit hormonell ins Rentenalter, was sich auf die Entwicklung der Knochen und Gelenke negativ auswirken kann.
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